Irgendwie hat das Unglück der Österreicher mit dem Sonntag zu tun. Mit
diesem Nine-to-five, Montag bis Freitag und mit diesen gesetzlichen
Feier- und Urlaubstagen. Von einem Feiertag wird zum nächsten gejammert,
im Winter zum Frühling hingejammert, im Frühling wird der Sonnenschein
herbeigesehnt, und wenn es mal im Mai heißt ist, jammern alle wegen des
Klimawandels. Die Menschen vor den Fernsehern und Radios haben immer den
Freitag im Blick, damit endlich Samstag und Sonntag folgen. So will er
niemals werden. - Seite 8
Bild- und Zitatrechte: Kremayr & Scheriau Verlag
Inhaltsangabe:
Helene Schulze ist tot. Eine vergessene Autorin der feministischen Avantagarde, die ausgerechnet jetzt als Kandidatin für den Deutschen Buchpreis gehandelt wird. Ihre Freundin Elvira Katzenschlager sortiert Helene's Nachlass und findet sich in einer Marketingmaschinerie voll Gier, Sensationsgeilheit und Neid wieder. Als sie sich mitten in einem Nachruf-Interview befindet, bricht sie dieses ab und begibt sich mit dem wesentlich jüngeren Kameramann Adrian auf einen Roadtrip durch Österreich, um die verzerrte Biografie ihrer Freundin richtigzustellen. Was als origineller Rachefeldzug beginnt, wird immer mehr zum Kreuzzug gegen Bigotterie und Sexismus. Sie verkleiden Heldenstatuen, demontieren Bildstöcke und stören Preisverleihungen. Immer atemloser, immer krimineller werden die Regelbrüche der beiden auf ihrem Weg nach Neapel, wo die letzte Aktion geplant ist.
Und obwohl er das alles weiß und jetzt schon seit zwei Jahren dabei ist,
deprimiert ihn immer mehr, wie viel Illusion erzeugt werden muss, um
die Zuschauer für eine Naturdokumentation bei Laune zu halten.
Vogelkinder mussten ihre Mütter verlieren, Löwenmütter ihren Kindern
beim Gefressenwerden zusehen, die Elemente mussten rebellieren und der
Lebenskampf toben. Erst wenn Natur mit Storytelling und Mitleidhaschen
gespickt wird, ist sie so richtig essfertig für den Durchschnittstrottel
vor dem Bildschirm. - Seite 9-10