Freitag, 13. November 2020

Gesammelte Buchzitate

Ich liebe es mir Buchzitate rauszuschreiben, 
die ich euch natürlich wie immer nicht vorenthalten möchte :)
 

Harun und das Meer der Geschichten von Salman Rushdie
Seite 78-79 // "Also erzählte Wenn der Wasser-Dschinn Harun vom Meer der Geschichtenströme, und obwohl Harun von einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und des Versagens erfüllt war, begann der Zauber des Meeres seine Wirkung auf ihn auszuüben. Denn als er tief ins Wasser blickte, sah er, daß es aus tausend-tausend-tausend-und-einer verschiedenen Strömung bestand, jede von einer anderen Farbe, die sich ineinander verflochten und verschlangen wie eine flüssige Tapisserie von atemberaubender Vielfalt. Wie Wenn ihm erklärte, waren das die Geschichtenströme, und jeder farbige Strang repräsentierte und enthielt eine einzelne Erzählung. Verschiedene Teile des Meeres enthielten verschiedene Erzählformen, und da alle Geschichten, die jemals erzählt worden waren, sowie viele, die gerade erzählt und ausgedacht wurden, hier zu finden waren, stellte das Meer der Geschichtenströme die größte Bibliothek des Universums dar. Und da die Geschichten hier in flüssiger Form aufbewahrt wurden, behielten sie die wundersame Fähigkeit, sich zu verändern, sich in neue Versionen ihrer selbst zu verwandeln, sich mit anderen Geschichten zu vereinen und dadurch zu wieder neuen Geschichten zu werden; so daß das Meer der Geschichtenströme, im Gegensatz zu einer Bibliothek, weit mehr war als ein Lagerraum für Erzählungen. Denn es war nicht tot, sondern lebendig".

Seite 136 // "Das macht die Liebe", erklärte ihm Mali. "Das alles bewirkt einzig die Liebe, die eine ganz wunderbare und schneidige Angelegenheit ist. Aber sie kann auch etwas sehr Törichtes sein."  
 
(Bild- und Zitatrechte: Penguin Verlag)


Liebe ist die beste Therapie von John Jay Osborn
Seite 225 // "Im Laufe der Zeit hatte Sandy so etwas wie liebevolle Zuneigung zu Charlotte und Steve entwickelt. Sie war sich sicher, dass beide im Grunde anständige Menschen waren, die anderen nicht absichtlich weh taten. Für den Moment hatten sie sich selbst aus den Augen verloren, aber das gehörte nun mal zum Leben dazu."

Seite 242 // "Sie meinten mal, eine Ehe baut man gemeinsam nach und nach auf, wie eine Mauer aus einzelnen Steinen. Aber romantische Liebe ist wie eine Droge, die nimmt man und ist sofort drauf, alles ist perfekt. Das Problem ist nur, dass die Wirkung irgendwann nachlässt." 
 
(Bild- und Zitatrechte: Diogenes Verlag
 


Schöner als überall von Kristin Höller
Seite 22 // "Der Sonntag ist nicht so gewesen, der Sonntag war immer scheiße, denn da hatte alles zu, und der nächste Tag war immer ein Montag, und das war ein Gefühl wie kurz vor dem Ende der Welt."

Seite 114 // "Mugos Regeln sind oft ganz logisch, wie sich das eben für Regeln gehört, und trotzdem fallen sie niemandem sonst auf. Zum Beispiel, dass es zwei Varianten von Liebe gibt, und die sind wie zwei Leuchtmittel: Glühbirnen, die hübsch sind und gleich zu Anfang ganz hell, und Energiesparlampen, die sind hässlich und erst schummerig, aber nach einer Zeit leuchten sie immer mehr und halten ewig."  
 
(Buch- und Zitatrechte: Suhrkamp Verlag)


Meine Schwester, die Serienmörderin von Oyinkan Braithwaite
Seite 79 // "Meine Hand ist nicht ruhig. Man braucht eine ruhige Hand, um Make-up aufzutragen, aber ich bin nicht in Übung. Es erschien mir nie besonders sinnvoll, meine Unzulänglichkeiten zu überdecken- Ähnlich zwecklos wie das Verwenden von Duftspray beim Verlassen der Toilette - am Ende riecht es unweigerlich nach parfümierter Scheiße."

Seite 209 // "Wie ich herausgefunden habe, bekommt man eine Sache am besten aus dem Kopf, indem man sich staffelweise Fernsehserien anschaut. Die Stunden vergehen, während ich auf meinem Bett liege, mir Erdnüsse in den Mund stopfe und auf den Bildschirm meines Laptops starre."

Seite 221 // "Ihre Schultern beben, aber ihren Lippen entweicht kein Ton. Hat ihr niemand gesagt, wie schmerzhaft es ist, stumm zu weinen?"
 
(Bild- und Zitatrechte: Blumenbar/Aufbau Verlag)


Wer ist Edward Moon? von Sarah Crossan
Seite 65 // "Du kannst alle möglichen Fakten über jemanden kennen
- Größe, Gewicht, wie er sein Frühstücksei mag-,
aber du wirst nie Gewissheit darüber haben, was ihn in seinem Herzen umtreibt."

Seite 252 // "Ich weiß nicht, warum ich sie nicht in den Arm genommen, ihr nicht gesagt habe, dass es okay ist, dass ich weiß, sie wollte mich nicht verletzen, dass wir manchmal Leute mögen, die wir nicht mögen sollten, und wenn wir dann erst mal fühlen, was wir fühlen, ist es schon zu spät."
 
(Bild- und Zitatrechte: Mixtvision Verlag)


Vater unser von Angela Lehner
Seite 87 // "Naja", sage ich, "die Menschen glauben immer, man bemerkt ihre Wunden nicht, solange sie nicht auf der Haut sind. Aber das stimmt nicht. Man sieht ihnen ihre inneren Narben immer an. Man sieht es an der Art, wie sie einen grüßen, wie und ob sie Danke sagen, wenn man etwas für sie getan hat."
 
(Bild- und Zitatrechte: Hanser Literaturverlage)



Ich komme mit von Angelika Waldis
Seite 16 // "Alleinsein ist o.k. Alleinheit ist die Einheit mit dem All."

Seite 24-25 // "Ich stecke meinen Zeigefinger in ihre Faust und lass ihn da.
"Was bedeutet das?", fragt Elsie.
"Nichts", sag ich, "ich will einfach spüren, dass du warm bist und darum am Leben."
"Ein Heizkörper ist auch warm, ist er darum am Leben, du Fröstling?"
"Nein, nur wenn er Fröstling zu mir sagt."
Ob sie es nicht seltsam finde, dass wir am Leben seien, frage ich. Nein, Elsie findet es nicht seltsam, nur schön.
"Ist doch irgendwie unheimlich", sag ich, nur weil vor zwanzig Jahren zwei Spermien schneller waren als ein paar Millionen andere, sitzen wir jetzt hier. Was ist Leben? "Was ist Leben, Elsie, weißt du's?" Elsie streckt mir einfach die andere Faust hin. Ist das Leben, wenn sich ein Blatt Papier im Luftstrom wölbt? Wenn eine Sternschnuppe aufglimmt? Wenn ein Bakterium im Joghurt hockt? Wenn mein Schuh einen Geruch abgibt? Ist das Leben, wenn zwei Algen sich finden, und sollen sie sich dafür bedanken, und wenn ja, bei wem? Elsie findet, ich frage zu viel. Ich sollte es einfach entgegennehmen, dieses Leben. "Hast es gratis gekriegt, sei doch froh. Und kannst es jederzeit wieder loswerden, auch nicht schlecht."

Seite 26-27 // "Sehnsuchtreise klingt schön. Aber Vita hat keine Sehnsucht und ist nicht sicher, ob sie Sehnsucht möchte. Sehnsucht macht bloß krank oder traurig. Ein bisschen krank und traurig ist sie auch ohne Sehnsucht."

Seite 29 // "Mir geht es gut, sagt sie. Gut heißt, es geht mir so, wie es einem in meinem Alter und in meiner Situation zu gehen hat. Vieles ist schlecht, aber das ist normal, und normal ist gut."

Seite 145 // "Im Himmelreich wird es so sein, dass man Leute trifft, die man nie wiedersehen wollte." 
 
(Bild- und Zitatrechte: Wunderraum Verlag)
 
Marianengraben von Jasmin Schreiber
Seite 9 // "Gedanken sind oft so unkontrollierbar wie die Liebe, die sie auslöst. Und jetzt liebe ich dich nur noch gefangen in einer Zwischenwelt aus Präteritum und Konjunktiv und in einer Realität, die vor deinem Tod ein Leben und danach nur noch ein Zustand war."
Seite 10 // "Ein Buch in der Hand kann ein echter Rettungsanker sein - wenn die See des Lebens zu raus ist, klammert man sich an Geschichten und lässt sich von ihnen in Sicherheit bringen."
Seite 16 // "Das Ding mit dem Schmerz ist ja: Er kennt immer erst mal nur Stärke, der Auslöser ist egal. Schmerz fährt hoch, bis er einhundert Prozent hat, und dann steht man da und muss das irgendwie überleben, egal, was der Auslöser ist."
Seite 52 // "Du bist allein, Paula. Aber erst jetzt verstand ich, dass man nur wirklich einsam ist, wenn man zurückbleibt, wenn man übrig ist. Und dann fährt man in die Berge, weil sie so unendlich groß und mächtig sind und man selbst so klein und man hofft, dass das irgendetwas kompensiert. Dass die Weite des Gebirges den Raum ausfüllen kann, den der andere zurückgelassen hat, dass das Schmelzwasser der Gletscher in alle kleinen Ritzen und Lücken eindringt und alles wieder mit Leben befüllt. Aber kein Gebirge der Welt kann diese Leere kompensieren, und dann sitzt man plötzlich mit einem alten Mann und einem latent aggressiven Schäferhund in einem Wohnmobil."

Seite 68 // "Das Schlimme an der Trauer ist ja, dass sich die Welt um einen herum einfach weiterdreht", fing er an zu reden, "man selbst fühlt sich grauenvoll, doch alle anderen gehen zur Arbeit, besuchen das Kino, schauen Komödien und lachen, sie schlafen ganz normal und ja ... leben eben ihr Leben. Man ist plötzlich ganz allein, weil man sich ganz anders anfühlt als die Leute um einen herum, also in sich drin, Sie wissen schon. Man ist wütend, weil man denkt: Jetzt wartet doch mal, wisst ihr nicht, was passiert ist? Die Welt geht unter! Und die Realität ist eben: Nö. Man ist nicht wichtiger im Lauf der Dinge als die anderen. Wie Welt geht auch nicht unter. Der Alltag geht halt so voran und schleppt einen auch irgendwie mit. Und was einem da vielleicht so vorkommt, als sei es eine unglaubliche Qual, ein furchtbarer Affront, ist dann später auch die einzige Chance, wieder zurechtzukommen. Weil man irgendwann wieder in das Karussell einsteigen und mitmachen kann, wenn man bereit dazu ist. Eben, weil es nicht stehen geblieben ist. Die Welt wartet nicht auf einen, das tut sie nie, glauben Sie mir - aber sie läuft einem auch nicht davon."

Seite 77 // "Trauer ist seltsam, dachte ich. Ich fühlte mich wie ein alter Rechner, der sich dauernd ohne offensichtlichen Grund aufhing und nur noch Fehlermeldungen auswarf, die aber alle keinen Inhalt hatten."

Seite 115 // "Ich erkannte, dass ich durch deinen Tod eine Chance haben würde, mich verabschieden zu können. Du bist für immer fort, endgültig, und hast jede Hoffnung mitgenommen. Wärst du ins Koma gefallen, wäre ich für immer mit dir in einer Zwischenwelt gefangen worden - mit dir und ohne dich gleichzeitig. Dennoch schämte ich mich für diese Gedanken."

Seite 120 // "Was mich dem Leben immer ein bisschen misstrauisch gegenüberstehen lässt: Die Unvorhersehbarkeit, also eigentlich das, was den meisten Leuten so gut gefällt. Sie finden es spannend - ich finde es nur beunruhigend, denn unvorhersehbar ist nicht nur der Überraschungsbesuch der besten Freundin, die wir seit Jahren nicht gesehen haben, unvorhersehbar sind auch all die Enden, die auf uns warten. Das Ende der Freundschaft, der Liebe, des Lebens des kleinen Bruders - dein Ende."

Seite 121 // "Das wir alle sterben müssen ist so unglaublich, ich empfinde es als eine grausame Ungeheuerlichkeit, als die schlimmste Beleidigung, die es geben kann."

Seite 188 // "Menschen ertrinken, Füchse fressen Hühner, Leute sterben an Krebs. Das sind alles Dinge, die furchtbar sind, aber passieren. Und es wird nicht der letzte Tod sein. Ihre Eltern werden sterben und wenn Sie so alt sind wie ich, können Sie froh sein, enn überhaupt noch genug Freunde leben, um eine Skatrunde zu bilden, glauben Sie mir."

Seite 188 // "Ich sage Ihnen das, weil das Leben nicht auf Pause schaltet und auf Sie wartet. Es geht weiter und auch Sie kommen dem Tod immer näher. Trauern ist normal, auch länger trauern ist normal, aber nach zwei Jahren sein Leben aufzugeben, das ist nicht normal. An einem Geländer am Abhang zu stehen und sich zu wünschen, man würde den Mut finden zu springen, ist nicht normal."
 
(Bild- und Zitatrechte: Eichborn Verlag) 

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