Seite 8 // "Eigentlich gibt es nur ein echtes Problem bei einer Hochzeit: das gegenseitige Treuegelöbnis. Es ist einfach unseriös, sich Liebe für ein ganzes Leben zu versprechen, in guten wie in schlechten Zeiten."
Seite 9 // "Ich habe geheiratet, weil die Familie meines Mannes Liebe allein zu simpel fand. Ich hatte bis dahin noch nie gehört, dass Einfachheit etwas Schlechtes sein könnte. Aber sie wollten es gern schwierig - bitte schön, jetzt konnten sie es erleben: Scheidungen sind schließlich alles andere als simpel."
Seite 28 // "Wenn man sich seinen Ehemann zu sorgfältig aussucht, fällt es einem später schwer, ihn zu teilen."
Seite 29 // "Alle Fehler, die er nicht hatte, erinnerten mich an meine eigenen, und so hatte ich den Eindruck, in all den Jahren dem Mann, der mich vielleicht eher aus Mitleid denn aus Liebe geheiratet hatte, nie gerecht geworden zu sein."
Seite 31 // "Aber verheiratet zu sein, bedeutet doch schließlich etwas."
"Nein, Diane, es bedeutet nichts. Wenn einer den anderen nicht mehr liebt, ist die Liebe weg, ob man nun verheiratet ist oder nicht. Die Ehe hat keine Zauberkraft, sie schützt vor gar nichts."
"Aber verheiratete Paare sind stärker, sie halten länger zusammen, das sagt auch die Statistik.""Aber von Liebe redet die Statistik nie."
Seite 74-75 // "Ich bin sicher, es ist weniger schlimm, wenn man alles weiß, sonst verbringt man seine ganze Zeit damit, sich vorzustellen, wie es passiert ist."
Seite 78 // "Ich dachte immer, dass die Bewährungsproben des Lebens uns stärker macht, uns einander näher gebracht hatten, aber jetzt glaube ich, sie haben uns nur geschwächt ... Vielleicht ist es nicht gut, den anderen zu genau zu kennen. Immer dieselben alten Geschichten, dieselben Verrücktheiten, Fehler, die immer schwerer wiegen ... Ich weiß, dass ich ihm manchmal auf die Nerven gegangen bin. Ich weiß nicht, was zuerst kommt, verliebt man sich in jemand anderen, weil man genug von seiner Frau hat, oder verliebt man sich vorher und hat erst dann genug von ihr? Das Ei oder das Huhn. Ich schäme mich, das ist seltsam, er lässt mich im Stich, und ich schäme mich. Ich habe den Eindruck, dass alle mich ansehen, als hätte ich die Pest, ich bilde mir ein, die Leute denken, dass Jacques seine Gründe hatte, um mich fallen zu lassen, dass ich langweilig oder unerträglich gewesen sein muss."
Seite 78 // "Deine Wunden sind noch ganz frisch. Hättest du dir den Arm gebrochen, täte es auch nicht weniger weh, nur weil du wüsstest, dass sich Millionen Leute auch ihren Arm gebrochen haben."
Seite 98 // "Ich hasste sie aus tiefstem Herzen, weniger weil sie mir den Mann weggenommen hatte als dafür, dass sie sich von einer Schuld befreien wollte, die Schatten auf ihr gegenwärtiges Glück warf. Als hätte sie vergessen, dass genau dies der Grund meines Unglücks war. Sie hatte mir alles genommen und verlangte jetzt noch, dass ihr ihr mithilfe von ein paar Tränen und geheuchelter Aufrichtigkeit den inneren Frieden zurückgab."
Seite 133 // "Jacques hatte mir oft vorgeworfen, ich könnte mich nicht entspannen. Er hatte vollkommen recht, ich schaffte es wirklich nicht. Eine schlechte Angewohnheit, die daher kam, dass ich Kinder großzog und zugleich in Vollzeit arbeitete."
Seite 148 // "Er schien total erschöpft zu sein, als hätte er gerade erfahren, dass Trump zum Präsidenten gewählt worden war."
Seite 178 // "An der Art, wie sie sprachen, spürte man, dass ihre Worte so oft ausgesprochen worden waren, dass sie fast ihren Sinn verloren hatten."
Seite 180 // "Es wäre schön, so zu verschwinden. So einfach, wie es schwer wäre, mich wiederzufinden. Ich wäre überall und nirgends."
Seite 215 // "Außer einer kleinen Hütte aus schlecht gehobeltem Holz gab es hier so gut wie gar nichts. Spatzen saßen auf Telefonmasten, schreiende Krähen, vielleicht irgendwo ein Kater mit drei Pfoten. Diese Leere entsprach dem Bild von meinem Leben. Mein geistiger Zustand passte genau in die Jahreszeit."
Seite 226 // "Die Familie meiner Kinder wird größer, aber nicht meine. Es ist, als hätte man auf Pause gedrückt, doch nur ich allein wäre stehen geblieben. Ich stecke fest, aber die anderen gehen weiter."
Seite 234 // "Der Mensch lebt von der Hoffnung. Das ist eins seiner größten Talente. Die Illusionen, mit denen er sich vollstopft, versetzen ihn in die Lage, der grausamen Realität wenigstens für eine Weile zu entkommen."
Seite 247 // "Das Leben, das ich einmal gehabt hatte, verlor seinen letzten Halt. Die letzten Spuren von früher verblassten. Alle, die ich liebte, waren fort und leben ein anderes Leben. Ohne mich. Sie lebten ihre Geschichten, die mich jetzt nichts mehr angingen, woanders. Ich fühlte mich weggeworfen, verlassen wie eine Verwundete, die man liegen lassen muss, um sein eigenes Leben zu retten."
Seite 248 // "Aber ich habe gelernt, dass die Unvorhersehbarkeit des Lebens eine seiner guten Seiten ist. Niemand besteigt ein Boot mit dem Gedanken, dass es untergehen wird. Aber Boote gehen nun mal unter. Auf dem Meeresgrund liegen endlos viele Wracks, die sanft von Wasserpflanzen zugedeckt werden. Und doch gibt es auf dem Meer immer mehr prächtige Segelboote. Verständlich; das Meer ist schließlich wunderschön. Die Liebe ist genau wie das Meer das Risiko wert, auf das wir uns einlassen."
Seite 253 // "Diese neuen Lebensräume haben mir eine wunderbare Erkenntnis gebracht: Meine Kinder sind nicht Jacques. Der Blick, den ich auf sie richte, ist kein bisschen getrübt durch die Tatsache, dass er ihr Vater ist. Im Gegenteil, sie haben etwas an sich, was ich am meisten an ihm geliebt habe. Nie werde ich die Gefühle leugnen, die ich für diesen Mann gehegt habe. Die Liebe zu ihnen in Worte zu fassen fällt mir schwer, ich liebe sie über die Maßen. Alles andere ist nebensächlich."
(Bild- und Zitatrechte: Eichborn Verlag. Aus dem kanadischen Französisch von Christiane Landgrebe.)
Singe ich, tanzen die Berge von Irene Solà
(Bild- und Zitatrechte: Trabanten Verlag Berlin. Aus dem Katalanischen von Petra Zickmann)
Seite 18 // "Ein Glück ist umso größer, je unwahrscheinlicher es ist."
Seite 209 // "Manchmal kann man jemanden nur halten, wenn man ihn loslässt."
(Bild- und Zitatrechte: Mitteldeutscher Verlag)
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